Corona in Reinickendorf und im Land
Stadtrat Alexander Ewers zu Gast in unserer Abteilungsversammlung
Ein Gespräch mit Alexander Ewers, unserem im Herbst frisch gewählten Stadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit stand auf der Tagesordnung unserer digitalen Abteilungsversammlung am 22. Februar. Im Mittelpunkt standen die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und die Frage, wie es jetzt weitergehen kann und wann diese uns alle ermüdenden und belastenden Maßnahmen endlich beendet werden können. Der Start in die neue Aufgabe im Bezirksamt war für den 35-jährigen Schulsozialarbeiter nicht einfach, auch wenn er mit dem Bereich Jugend und Familie sein Wunsch-Ressort erhalten hat – denn in der Kinder- und Jugendpolitik hat er langjährige Erfahrung aus der BVV und dem Jugendhilfe-Ausschuss. In der Pandemie rückte allerdings der Bereich Gesundheit sofort in den Vordergrund: Hier herrschte ständig dringender Handlungsbedarf, waren immer wieder Entscheidungen gefordert. Bis das Bezirksamt im Januar endlich komplett war, musste Alexander Ewers außerdem auch die Bereiche Schule, Sport und Facility Management mit übernehmen. Die berufliche Erfahrung in der Schulsozialarbeit hat sehr geholfen, die Rolle als Verantwortlicher für 500 Mitarbeitende und 280 Millionen Euro Haushaltsmittel rasch auszufüllen. Oder wie er selbst es zusammenfasst: „Es gibt schon eine Menge zu tun, aber es ist ein Privileg, ins Rathaus gehen zu dürfen!“
In den Wintermonaten war die Pandemie ein dynamisches Geschehen, viele Annahmen und Vorhersagen blieben unsicher. „Auf Sicht fahren“ war da eine sinnvolle Strategie, Planungen mussten viele Eventualitäten und Optionen berücksichtigen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamts waren extrem gefordert und haben großartig gearbeitet; die notwendige Unterstützung durch andere Abteilungen konnte organisiert werden. Manche kurzfristige Entscheidung gerade im Bereich Kita und Schule hätte man sich anders gewünscht. Die Impfung von Kindern in Schulen etwa kam sehr kurzfristig, durch immer wieder neue Rahmenbedingungen wurde den Bezirken ein hoher Aufwand abverlangt, um die eigentlich vorhersehbaren Umsetzungsschwierigkeiten zu lösen und eine praxistaugliche Lösung zu finden. In Reinickendorf blieb es dann bei einer Schule am Schäfersee, weitere Impfangebote für Kinder fanden außerhalb von Schule statt – eine Lösung, mit der Alexander Ewers zufrieden ist.
Eine dynamische Lage erfordert schnelle Entscheidungen – da bleibt die Kommunikation leicht auf der Strecke. In den Augen von Alexander Ewers wurden weniger die Corona-Maßnahmen selbst, sondern vor allem die fehlenden Begründungen und Erklärungen kritisiert: „Das macht es dann schwer, eine ‚rote Linie‘ zu sehen – auch für mich.“ Die Kommunikation von oben nach unten, von der Senatsverwaltung in die Bezirke, muss ergänzt werden durch eine Auswertung der getroffenen Maßnahmen von unten nach oben, und auch durch den regelmäßigen Erfahrungsaustausch zwischen den Bezirken. Inzwischen gibt es wöchentliche Treffen der Gesundheitsstadträte mit der Senatsverwaltung – die Situation hat sich deutlich entspannt. Als Herausforderung für die kommenden Wochen sieht Alexander Ewers aber noch die Umsetzung der Impflicht für Menschen, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen arbeiten. Hier sind die Gesundheitsämter wieder vor Aufgaben gestellt, für die Kompetenzen und Personal fehlen.
Wir werden einen relativ normalen Sommer erleben, hoffentlich ohne Quarantäne-Regelungen, und auch das Gesundheitsamt kehrt in den Normalbetrieb zurück. Aber es gilt, jetzt Vorbereitungen für den Herbst zu treffen. Das wichtigste ist die Förderung der Impfbereitschaft. Mobile Impfteams bieten die Bezirken endlich die Möglichkeit, hier eigene Schwerpunkte zu setzen. Für Alexander Ewers heißt das in unserem Bezirk: Die Menschen vor Ort auf aufsuchen, dabei vorhandene lokale Strukturen wie z.B. Familienzentren zu nutzen. Mehrsprachigkeit ist dabei wichtig – eine bezirkliche Werbekampagne wäre gut, die Vorbilder aus den verschiedenen Communities als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit einbezieht. Es gibt also noch viel zu tun, und auch in den anderen Bereichen warten wichtige Aufgaben auf unseren neuen Stadtrat.
Thomas Koch