Die Verkehrswende beginnt in den Außenbereichen
Am 28.7. traf ich Sven Meyer, den Wahlkreiskandidaten für Wittenau, Waidmannslust, Borsigwalde und Tegel, am Gare Francaise in Tegel zu einem „Verkehrsgespräch“.
Ziel war es, die oben genannte Frage verknüpft mit der ÖPNV-Entwicklung in Reinickendorf in Form eines Videofilms zu diskutieren. Nachfolgend habe ich den Dialog von uns beiden kurz zusammengefasst:
Sven Meyer: Horst, ich zitiere dich: „Die Verkehrswende beginnt in den Außenbezirken“; was meinst du als langjähriger Verkehrsexperte damit?
Horst Mentz: Die Zahl der zugelassenen Kfz in Reinickendorf ist mit Abstand am höchsten in Berlin. Das Angebot im ÖPNV (U-Bahn, S-Bahn, Bus) ist nicht ausreichend und es fehlen gut ausgebaute Radwegeverbindungen. Alles das gibt es schon in den Innenstadt-Bezirken. Deshalb sind Verbesserungen in den Außenbezirken zwingend notwendig.
SM: Was bedeutet die S-Bahn für Berlin und insbesondere hier für die Außenbezirke?
HM: Die S-Bahn stellt das Rückgrat zwischen Berlin und Brandenburg dar und ist wesentlicher Bestandteil des ÖPNV`s. Derzeit pendeln ca. 300.000 Personen täglich nach Berlin, zwei Drittel davon mit dem Auto. Für Reinickendorf bedeutet das: Die S25 ist zwingend nach Velten zu verlängern und der Prignitz-Express darf nicht mehr über den Umweg Spandau nach Gesundbrunnen fahren. Wir brauchen eine Direktanbindung des Regionalexpress, einen 30-Minuten Takt und eine Verlängerung der S-Bahn. Nur so kann man Einpendelnde zum Umsteigen auf den ÖPNV bewegen.
SM: Die U-Bahn ist ein Symbol West-Berlins, wohingegen die Straßenbahn vor allem in den östlichen Bezirken beliebt ist. Wie siehst du die Bedeutung dieser beiden Verkehrssysteme für eine moderne Großstadt?
HM: U-Bahn und Straßenbahn haben beide ihre Berechtigung und sollten je nach Situation und ihrem volkswirtschaftlichen Nutzen – nur dann werden sie auch vom Bund mit finanziert – eingesetzt werden. Grundsätzlich gilt es, das öffentliche Verkehrsnetz im Gesamtzusammenhang zu diskutieren und dabei die Bestandserhaltung nicht aus den Augen zu verlieren.
SM: Welche Bedeutung haben neue Technologien für die Verkehrswende, insbesondere im ÖPNV für die Außenbezirke?
HM: Das Smartphone ist gerade einmal 12 Jahr alt und die Digitalisierung ist nicht mehr aus der Verkehrsplanung wegzudenken. Die Digitalisierung stellt die Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsmittel (ÖPNV, Sharing-, Fahrradverleihsysteme, etc.) dar und muss ihren Beitrag zu nachhaltiger Mobilität leisten.
Ein weiteres Zauberwort ist automatisiertes/autonomes Fahren. Hier müssen die Weichen in Richtung autonome Zubringerdienste im ÖPNV gestellt werden. Das Forschungsprojekt „Autonomes und vernetztes Fahren in Tegel“ mit dem Ziel, Alt-Tegel durch autonome Fahrzeuge an den S-Bahn-Haltepunkt Tegel anzubinden, ist ein richtiges Signal.
Horst Mentz