Ohne Ausbildungsumlage keine zukunftsfähige Ausbildung

Sven Meyer (MdA) bei der Abteilungsversammlung am 5. September 2023

Im Bündnis für Ausbildung will der Senat gemeinsam mit der Wirtschaft für eine bedarfsgerechte Ausbildung sorgen: Wenigstens 2.000 zusätzliche berufliche Ausbildungsplätze sollen bis zum 30. April 2025 dauerhaft geschaffen werden. Gelingt dies nicht, soll bis zur Sommerpause 2025 die gesetzlichen Regelungen für die Einführung einer Ausbildungsplatzumlage im Abgeordnetenhaus beschlossen werden. So steht es im Koalitionsvertrag. Sven Meyer, Sprecher für Arbeit und Ausbildung der SPD-Fraktion, erklärte bei unserer ersten Abteilungsversammlung nach der Sommerpause dieses zentrale arbeitsmarktpolitische Vorhaben.

Die Ausbildungsplatzumlage ist das Herzstück zukunftssicherer Ausbildung. Dabei geht es weniger um Zahlen – auch die Festlegung auf 2.000 zusätzliche Plätze im Bündnis für Ausbildung ist eher willkürlich; sondern es geht im Kern darum, die duale Berufsausbildung an die dramatisch gestiegenen fachlichen Anforderungen anzupassen. Duale Ausbildung – das bedeutet Verantwortung des Ausbildungsbetriebs – auch finanziell – für die Ausbildung, ergänzt um die staatlich finanzierte Berufsschule. Das System hat sich bewährt – nur dass die Ausbildungsbetriebe jetzt an ihre Grenzen stoßen. Spezialisierte mittelständische Industriebetriebe können längst nicht mehr alle Bereiche einer soliden Ausbildung im eigenen Haus abdecken und sind immer mehr auf Ausbildung im Verbund angewiesen, wo die Auszubildenden mehrere Betriebe durchlaufen, um mit den dort erworbenen Kenntnissen die Ausbildung im eigenen Betrieb abzuschließen. Auch im Handwerk gibt es längst die überbetriebliche Unterweisung. Mit der Qualität der Ausbildung steigen auch die Kosten. Mit der Umlage werden die Kosten der Ausbildungsbetriebe zum Teil umgelegt auf diejenigen Betriebe, die selbst nicht ausbilden können oder wollen, und die sich bisher auf Kosten der Ausbildungsbetriebe auf dem Fachkräftemarkt bedienen.

In einigen Branchen gibt es bereits eine Ausbildungsplatzumlage auf tariflicher Basis. Die Erfahrungen sind durchweg gut – die „Sozialkasse“ im Bau-Hauptgewerbe ist ein Beispiel dafür. Weitere branchenspezifische Regelungen wären gut; wo sie nicht zustandekommen, hilft nur eine staatliche Regelung – die dann aber nur branchenübergreifend sein kann. So oder so: Die Umlage wird kommen, auch wenn sie in einer polemisch aufgeladenen Diskussion hier und dort immer noch als Angriff auf die Betriebe und ihre Autonomie verteufelt wird. Viel Überzeugungsarbeit ist noch nötig, aber letztlich ist die Umlage im Interesse aller Betriebe – davon ist Sven Meyer überzeugt.

Thomas Koch

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