Waldsee-Anlieger-Intitiative kritisiert Bürgermeister und Stadträtin scharf
Wochenlang haben die Anwohner des Hermsdorfer Waldsee-Viertels mit einer Informationskampagne die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Politik auf die gefährliche Verkehrssituation durch die Pendlerströme von und nach Glienicke zu lenken versucht. In einem Gutachten, erstellt unter Führung des Mathematik-Professors Karl Michael Ortmann von der Beuth-Hochschule, zeigten sie auf, wie stark die Belastung auf den nicht für Durchgangsverkehr ausgelegten Straßen ist. Dabei rechneten sie vor, dass durch eine entsprechende Verkehrslenkung deutlich mehr Verkehr auf die Bundesstraße 96 und die Kreisstraße 6501 verlagert werden könnte. Da die Initiative bislang keinen Erfolg ihrer Bemühungen erkennen kann, wendet sie sich nun in einem offenen Brief massiv gegen Bezirksbürgermeister Frank Balzer und die zuständige Bezirksstadträtin, Katrin Schultze-Berndt (beide CDU).
In einer Pressemitteilung dazu heißt es unter anderem: „Im Jahr 2017 ereigneten sich in Berlin 143.424 Verkehrsunfälle. Dabei verunglückten 17.415 Verkehrsteilnehmer, 2.317 trugen schwere Verletzungen davon, 36 Menschen starben. Sollte demnächst ein solcher Unfall am Waldsee in Hermsdorf passieren, so ist das kein Zufall. Aufgrund der systematisch falschen Verkehrslenkung ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann ein Mensch im Waldseeviertel durch ein ortsfremdes Kraftfahrzeug schwer verletzt wird oder gar stirbt. Ein derart vorhersehbarer Verkehrsunfall am Waldsee ist a priori vermeidbar, wenn der Durchgangsverkehr von den unsicheren Wohnstraßen im Waldseeviertel auf die sicherere Bundesstraße B96 umgeleitet wird.
Sowohl das eigene Verkehrsgutachten der Anwohner als auch die amtlichen Verkehrserhebungen der Gemeinde Glienicke/Nordbahn sowie des Bezirks Reinickendorf haben es unzweifelhaft gezeigt: Die kleinen Wohnstraßen am Waldsee sind baulich bedingt durch den motorisierten Individualverkehr vollkommen überlastet. Zwei Drittel des Pendlerverkehrs zwischen Glienicke/Nordbahn und Reinickendorf fährt durch das Wohngebiet am Waldsee, nur ein Drittel nutzt die Hauptverkehrsstraßen (K6501 und B96). Zu den Stoßzeiten ist das Verkehrsaufkommen am Waldsee in etwa so hoch wie auf dem Hermsdorfer Damm (zwischen B96 und Heinsestraße) beziehungsweise der Berliner Straße (B96 zwischen Hermsdorfer Damm und Schildower Straße). In der morgendlichen Spitzenstunde, zwischen 07:00 und 08:00 Uhr, fährt alle sechs Sekunden ein Kraftfahrzeug am Waldsee entlang.
In den Stoßzeiten stehen die Verkehrsteilnehmer in starker Konkurrenz zueinander. Fußgänger, insbesondere Kinder und ältere Mitbürger, können im Berufsverkehr aufgrund von Kolonnenfahrten kaum die Straße überqueren. Die Rechts-vor-links-Vorfahrtsregel wird reihenweise missachtet. Fahrradfahrer werden geschnitten. Die Fahrweise der ortsfremden, motorisierten Verkehrsteilnehmer ist im Allgemeinen durch Egoismus und Aggression geprägt. Da wird gedrängelt, gehupt, überholt und über Bürgersteige und Absperrungen gefahren. In den Randzeiten wird die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h kaum eingehalten. Dann wird rücksichtslos gerast.
Die erschreckenden Fakten und mehr als 600 Unterstützer in der Sache lassen keinen Raum für Zaudern und Zögern: Es besteht eine akute Gefahr im Straßenverkehr für die Anwohner und Besucher des Waldseeviertels …. Das Bezirksamt Reinickendorf kommt nicht zu Potte … Deshalb machen die Anwohner nun die zuständige Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt und den Bezirksbürgermeister Frank Balzer politisch, moralisch und persönlich verantwortlich für Verkehrsunfälle mit Personenschaden, die durch ortsfremde Kraftfahrzeuge im Waldseeviertel verursacht werden.“